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Rezension: Nachtschwärmer


Titel: Nachtschwärmer

Autorin: Moira Frank

Verlag: cbj

Seiten: 400

Format: Gebundene Ausgabe

Preis: 17,00€

ISBN-13: 978-3570165058

Bewertung: 2/5

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*Werbung/Rezensionsexemplar*

Inhalt:

Ganze drei Wochen hatte Helena einen Halbbruder. Lukas hat sie auf Facebook gefunden, sie haben stundenlang telefoniert, doch bevor sie sich treffen können, stirbt er bei einem Verkehrsunfall. Als Helena in den Sommerferien mit ihrem nichtsahnenden Freund in die Uckermark zum Zelten fährt, um Lukas' Grab zu besuchen, lernt sie seine beiden besten Kumpel kennen und das Mädchen, mit dem er zusammen war. Und nach Wochen des Stillstands nimmt Helenas Leben rasant an Fahrt auf ...

Meine Meinung:

Als ich zum ersten Mal von diesem Buch erfahren habe, war ich unglaublich gespannt und hatte zugegebener Maßen recht hohe Erwartungen. Wie könnte ich das auch nicht? Ein deutscher LGBT-Roman von einer Own-Voice-Autorin? Davon gibt es leider viel zu wenig und dennoch sammelte dieses Buch nicht unbedingt Pluspunkte bei mir.

Zur Zeit ließt diesen Roman in der Blogger-Community ja so gefühlt jeder und während ich diesem Buch eine Chance gab, habe ich auch schon die ein oder andere Meinung aufgeschnappt und dabei festgestellt: die einen lieben dieses Buch innig, andere können absolut nichts damit anfangen und haben es teilweise nicht einmal zu Ende gelesen. Ich selbst bin zwiegespalten.

Zum einen handelt es sich bei diesem Roman um eine bewegende Geschichte, die zwar nicht ganz so emotional ausgefallen ist wie erwartet, aber dennoch eine tolle sommerliche Atmosphäre und eine einzigartige Freundschaft zwischen den 4 Hauptcharakteren beschreibt. Vor allem Protagonistin Helena war mir wirklich sympatisch und ich habe ihre Geschichte um Trauer, Liebe, Freundschaft und Neuanfänge gerne verfolgt.

Dieses Buch hatte demnach wirklich Potenzial ein 4-5 Sterne Buch für mich zu werden, wäre da nicht eine kleine Sache, die mir das Buch fast völlig versaute, so dass ich stellenweise selbst überlegte es abzubrechen: die Sprache. Und ich meine damit nicht Moira Franks Schreibstil, denn an dem hab ich im allgemeinen eigentlich nichts auszusetzen. Nein, ich meine die absolut niveaulose und unangebrachte Ausdrucksweise der Charaktere.

Das ganze Buch hindurch werden durchgehend problematische und auf Stereotypen aufbauende Aussagen getroffen, die meiner Meinung nach wirklich keinen Platz in dieser Geschichte haben. Mir ist bewusst, dass Jugendliche sich vielleicht nicht immer ganz politisch korrekt ausdrücken, aber das hatte mit Jugendsprache wirklich nichts mehr zu tun.

Mit Ausdrücken wie "F*tze", "Schl*mpe" oder "Sp*ast" wird um sich geworfen als gäbe es kein Morgen mehr. Als Helena zum ersten Mal auf die beiden Freunde ihres verstorbenen Bruders trifft unterteilt sie sie in "Nazi" und "Nicht-Nazi" und generell spielt dieses Buch sehr in das Klischee des Rechtsradikalismus in Ostdeutschland.

Dazu wurde unter anderem auf diese Weise beigetragen: "Wir sind in Brandenburg Baby. Egal, ob dein Hund oder dein Pferd braun ist, du nennst ihn besser wie den guten alten Führer. Und wenn du ein richtiger deutsche[r] Vorzeigebürger bist, dann bringst du ihm den Hitlergruß bei." (Seite 92).

Aber auch weniger hervorstechende Aussagen, die teilweise nur in Nebensätzen getroffen werden, fielen mir negativ auf. So beschrieb Helena zum Beispiel eine Kette, die sie ihrem Freund geschenkt hatte als "nicht assig, aber auch nicht schwul" (Seite 33). Später dann, traf sie noch diese Aussage: "Isi meinte immer, sie wäre gern bi, weil sie dann Frauen daten und eine Pause von Männern machen könnte." (Seite 313). Solche Beschreibungen scheinen auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich drastisch, jedoch haben sie meiner Meinung nach, vor allem in einem Jugendbuch, nichts verloren, da sie durchaus einen Einfluss auf ihre doch recht jungen Leser haben können.

Generell wusste ich nicht wirklich was ich mit dieser Ansammlung an rassistischen, homophoben und schlichtweg diskriminierenden Aussagen anfangen sollte. Waren sie als eine Art Stilmittel gedacht? Wenn dem so wäre, dann muss ich sagen wurde dies leider so gar nicht gut umgesetzt, denn ihre Funktion ist mir bis jetzt noch schleierhaft.

Sollte das Ganze vielleicht witzig sein? Nach der Reaktion der Charaktere nach zu urteilen könnte man das vermuten, aber mir verging das Lachen. Denn einige der Kommentare in diesem Buch empfand ich nicht nur als verletzend, sondern ich fühlte mich dadurch stellenweise auch einfach nur unwohl.

Für mich ist leider absolut unverständlich wie dieses Buch so veröffentlicht werden konnte. Man mag vielleicht behaupten, dass ich hier überreagiere, aber mal ganz ehrlich, einem Jugendlichen, der vielleicht noch selbst mit seiner Identität zu kämpfen hat wünscht man dieses Buch doch wirklich nicht.

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