Rezension: Little Brother - Revolution
Titel: Little Brother – Revolution
Autor: Cory Doctorow
Verlag: Heyne
Seiten: 448
Format: Taschenbuch
Preis: 15,00€
ISBN-13: 978-3453410374
Bewertung: 3/5
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Inhalt:
Vor einigen Jahren hat sich Marcus Yallow mit Homeland Security angelegt – und gewonnen. Nun ist er Webmaster für einen aufstrebenden Politiker, der dem von Wirtschaftskrisen gebeutelten Kalifornien Reformen verspricht und gegen die staatliche Überwachung vorgehen will. Doch dann bekommt Marcus von Masha, seiner früheren Gegenspielerin, einen USB-Stick mit brandheißen und streng vertraulichen Daten zugesteckt, die er veröffentlichen soll. Er zögert, denn wenn er sich dazu bekennt, kostet ihn das seinen Job. Wenn er aber nicht mitspielt, machen die Behörden munter weiter. Was soll er tun? Und dann sind da auch noch die verdächtigen Gestalten, die Marcus immer enger beschatten …
Meine Meinung:
„Little Brother – Aufstand“ war im Jahr 2021 eins meiner absoluten Lesehighlights. Die Handlung, die Charaktere, die Aussage: alles war stimmig und hatte mich von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen. Als ich also erfuhr, dass dieses Buch, dass gerne auch einmal als modernes 1984 bezeichnet wird (zurecht!), eine Fortsetzung hat, war ich direkt begeistert. Voller Vorfreude stürzte ich mich in das neue Abenteuer Marcus Yallows und wurde dann jedoch leider etwas enttäuscht zurückgelassen.
„Little Brother – Revolution“ ist unter keinen Umständen ein schlechtes Buch. Im Gegenteil, Cory Doctorow beweist auch mit diesem Buch erneut sein Können. Themen wir Überwachung, moderne Technologie und inwiefern der Staat in die Privatsphäre und Rechte der Bürger eingreifen darf, werden hier erneut aufgegriffen und verschärft. Auch war ich in diesem Band aufs Neue begeistert von Doctorows Fähigkeit, komplizierte technische Vorgänge so zu erklären, dass sie wirklich jeder nachvollziehen kann. Hochaktuelle Themen werden aufgegriffen und leicht zugänglich gemacht.
Der Folgeband setzt zwei Jahre nach den Ereignissen in Little Brother an. Marcus Yallow, mittlerweile eine kleine Berühmtheit in der Hackerszene, führt ein Leben, das alles andere als glamourös ist. Seine Eltern verloren wie viele andere ihren Job, weshalb Marcus sein Studium abbrechen musste. Er scheint einfach keinen Job zu finden. Völlig frustriert und auch etwas hilflos entscheidet er sich dennoch mit seiner Freundin Ange das Burning Man Festival zu besuchen. Dort verändert sich sein Leben schlagartig. Nicht nur wird ihm ein Job als Webmaster bei einem unabhängigen Kandidaten für die Senatorenwahl angeboten, sondern er trifft auch eine alte Bekannte wieder: Masha, die ihm einen USB-Stick mit hochsensiblen Regierungsdaten übergibt. Nun muss Marcus entscheiden was er mit diesen Daten anstellt und begibt sich damit erneut in gefährliches Terrain.
Für und an sich hätte dieses Buch das Potenzial gehabt mich ebenso zu begeistern wie sein Vorgänger, wäre da nicht eine kleine Sache gewesen: Die Tatsache, dass sich dieses Buch wie eine Copy&Paste – Version des ersten Bandes anfühlte. In Band 1 konnten wir eine deutliche Entwicklung seitens Marcus erkennen. Ein Jugendlicher wurde in einem ihm unbekannte und gefährliche Situation geworfen und musste lernen mit dieser umzugehen und als Person zu wachsen. Nicht zuletzt wurde Marcus von durchaus traumatischen Erlebnissen gezeichnet, doch Band 2 geht auf diese kaum ein. Generell kam es mir so vor als hätte Marcus kaum etwas aus seinen Erfahrungen gelernt. Er geht die ganze Situation im zweiten Band ebenso naiv und planlos an wie auch schon in Band 1. Dieses Mal scheint er sich jedoch nur noch mehr davor zu scheuen Risiken einzugehen.
Dazu kommt, dass der Plot um ehrlich zu sein recht schwach ist. Während der erste Band nur so vor Action strotzte und man kaum eine Pause zum Aufatmen bekam, so bewegt sich Band 2 doch eher in seichten Gewässern. Belanglose Dialoge, handlungsirrelevante Sideplots und eine Story die wir fast genauso schon im ersten Band miterlebten.
Um es kurz zu machen: Das Buch konnte mich einfach nicht ganz abholen. Zwar freute ich mich erneut über Marcus und seine Freunde zu lesen, doch hatte ich letztendlich einfach etwas mehr erwartet. Vielleicht hätte ich zwischen den Bänden auch mehr Zeit verstreichen lassen sollen, statt mich direkt in das nächste Abenteuer von Marcus Yallow zu stürzen. Oder vielleicht sind manche Bücher auch einfach dazu bestimmt Einzelbände zu bleiben.
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