Rezension: Männer und Frauen - Essays
Titel: Männer und Frauen – Essays
Autorin: Yosano Akiko
Verlag: Manesse
Seiten: 160
Format: Gebundene Ausgabe
Preis: 22,00€
ISBN-13: 978-3717525424
Bewertung: 3/5
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*Werbung/Rezensionsexemplar*
Inhalt:
Warum hält sich das Vorurteil des substanziellen Geschlechterunterschieds derart hartnäckig? Woran liegt es, dass Frauen in der Gesellschaft immer noch chronisch unterschätzt und benachteiligt werden? Und wie kriegen wir endlich veraltete Rollenbilder aus den Köpfen? – Diese eminent wichtigen Fragen stellte Yosano Akiko vor hundert Jahren mit unverhohlener Klarheit – und gab Antworten, die noch heute ins Schwarze treffen.
Stichhaltig und luzide plädiert die japanische Frauenrechtlerin für die überfälligste Sache der Welt: für die Gleichstellung der Geschlechter. Ihre Essays tragen programmatische Titel wie «Männer und Frauen» («Otoko to onna», 1915), «Die essentielle Gleichheit von Mann und Frau» (1916), «Frauen und politische Aktivitäten» (1915) oder «Die japanische Politik aus der Perspektive der Frauen betrachtet» (1917). Daneben erfährt man in diesem Band Essentielles zum literarischen Selbstverständnis der Dichterin Yosano Akiko und bekommt in «Aufzeichnungen aus dem Wochenbett» (1911) intime Einblicke ins Privatleben der dreizehnfachen Mutter. Den Abschluss machen zwei Fundstücke. «Aus der Grippe-Station» (1918) und «Angst vor dem Tod» (1920) schildern Pandemieerfahrungen während der Spanischen Grippe, die vor hundert Jahren auch in Japan wütete.
Meine Meinung:
Yosano Akiko (1878-1942) stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Bereits mit 11 Jahren übernahm sie die Geschäfte der Familie und begann zeitnah mit dem Schreiben. Die dreizehnfache Mutter war ambitioniert, literarisch innovativ und produktiv. Mit ihren unzähligen Gedichten und Essays zählt sie heute zu einer der einflussreichsten und bekanntesten Schriftstellerinnen aus dem Japan des frühen 20. Jahrhunderts.
Ich war wahnsinnig gespannt auf die Texte dieser beeindruckenden Frau. Während man ihre Texte in Japan bereits in den 1970er wiederentdeckte, erscheinen Yosano Akikos Texte mit der Essay-Sammlung „Männer und Frauen“ nun auch zum ersten Mal in Deutsch. Während ich hohe Erwartungen und bestimmte Vorstellungen von den Inhalten dieser Sammlung hatte, so muss ich dennoch leider sagen, dass mein Leseerlebnis recht durchwachsen war.
In vier Kapiteln werden Yosanos Essays vorgestellt. Kapitel eins ist ein persönlicher Abschnitt über ihr Leben als Schriftstellerin und Mutter, das zweite Kapitel fokussiert sich auf die Gleichstellung der Geschlechter, das dritte und längste Kapitel handelt von Politik und das letzte über ihre Erfahrungen mit der Spanischen Grippe und ihren Ängsten vor dem Tod. Yosanos Art zu schreiben gefiel mir sehr. Sie ist wortgewandt, intelligent und äußert frei ihre Meinung. Sie hält sich nicht zurück und stellt Forderungen, wie das Wahlrecht für Frauen oder die Möglichkeit auf Bildung für jedermann. Die Essaysammlung befasst sich, wie schon erwähnt zum größten Teil mit Politik. Der Politik Yosanos Zeit, ihrer Auffassung derer und ihr eigener politischer Stand, sowie die Rolle die Frauen in dieser einnehmen. Zwar ist den Texten deutlich zu entnehmen, dass Yosano für dieses Thema brennt, doch war dieses Kapitel leider das, welches mir am wenigsten zusagte.
Ich hatte persönlichere Texte erwartet, die mehr in die Tiefe gehen. Denn zum größten Teil kratzt Yosano nur an der Oberfläche. Sie bringt Gedanken und Überlegungen auf ohne auf diese näher einzugehen. So macht sie zum Beispiel einen kurzen Vergleich zu dem Leben von östlichen und westlichen Frauen ihrer Zeit, geht dann allerdings nicht näher auf das Thema ein.
Mein liebster Text war vermutlich der mit dem Titel „Aufzeichnungen aus dem Wochenbett“. Dieser sehr persönliche Text handelt von den Tagen nach der Todgeburt ihres Kindes. Dieser Text hat uns Einblick in das Leben und Denken von Yosano gegeben, mehr als es einer ihrer politischen Texte ermöglicht hat. Mehr Texte dieser Art wären für mich persönlich interessanter gewesen.
Auch erschien mir die Auswahl der Texte teilweise recht willkürlich. So haben wir in der einen Sekunde ein Text über Demokratie und Politik aus der Sicht der Frauen vor uns und im nächsten Augenblick gehen wir zur Spanischen Grippe über. Ich weiß nicht ob man hier ein möglichst breitgefächertes Angebot zur Verfügung stellen wollte, doch die Übergänge der Kapitel waren mir teilweise etwas schleierhaft.
Alles in allem waren die Texte durchaus lesenswert. Und wer einen kleinen Einblick in das Leben der Yosano Akiko bekommen möchte findest diesen hier durchaus. Allerdings sind diese Essays nichts was man unbedingt gelesen haben muss. Sie behandelt verschiedene Themen mehr oder weniger oberflächlich und präsentiert dabei nichts Neues oder Bahnbrechendes, dass man nicht schon einmal in dieser Form irgendwo gelesen hätte.
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